Horst Noll – Bilder




Ein weiteres Moment ist die Farbräumlichkeit. Einmal schimmern durch die lasiert aufgetragenen Farbschichten die darunterliegenden Farben durch und erzeugen so leise farbräumliche Bewegungen auf der Bildoberfläche.
Zum anderen wird das Bild als Farbraum konkret sichtbar gemacht durch vereinzelte Eingriffe auf der Oberfläche. Hier lassen abgezogene Klebestreifen das System der Farbschichten zu Tage treten. Ein irritierendes Verhältnis zwischen Nah- und Fernsicht, Oben und Unten entsteht durch den Kontrast der hervortretenden leuchtenden Farbstreifen zu der verhaltenen, zurückgenommenen Oberfläche, die ja die räumlich und zeitlich nächste und letzte Schicht ist.
Die Störbereiche, Eingriffe in die Intaktheit der Bildoberfläche aktivieren einerseits fast verletzend - negativ die verhaltene Ruhe der Oberfläche, zum anderen fungieren sie auch als konstruktiv organisierendes Element, also positiv, innerhalb der amorphen Stofflichkeit der Farbe. Die meditative passive Grundgestimmtheit der Bilder von H. Noll weist sich damit als ein aus aktivem Tun entstandes Ergebnis aus.

Eva Maria Schöning