Horst Noll – Bilder


Insgesamt gesehen sind es alle diese diffizilen Fakturen, diese massiven Kraftzentren und bewegten Rhythmen, die den Noll´schen Arbeiten ihren spezifisch dynamischen Schwung verleihen. Schließlich resultiert die dynamische Wirkung der Farben aus dem direkten Zusammenspiel der unterschiedlichen Texturen und Strukturen: Die anonymisierte Bildgestaltung ist mit der individualisierten unlösbar verbunden. Als eine Art „malerische Inhaltsangabe“ lassen hierbei die einzelnen oft zur Seite gespachtelten und an den Rand gedrängten pastosen Farbgrate die nacheinander erfolgten Arbeitsschritte des Künstlers leicht nachvollziehen; als unmittelbare Relikte der jeweiligen (gestischen) Malaktion „entschlüsseln“ sie gewissermaßen den schichtweisen Bild-Bau. Sie muten bisweilen linear-ornamenthaft an und lassen dabei nicht zuletzt erkennen, dass es dem Maler weit mehr als früher um eine polychrome Zusammenschau aller Farbschichten geht. Insofern sind die neuen Werke tatsächlich sehr viel „bunter“ als die alten, vielleicht auch ein Stück weit unruhiger und expressiver. – Horst Nolls Farbmalerei ermöglicht in jedem Fall ein „sehendes Sehen“ (Max Imdahl): Der Betrachter ist eingeladen, die Raffinesse der künstlerischen Technik sowie die Wunder und Geheimnisse der Farbe und deren wahre Poesie (neu) zu entdecken.

Gunther Sehring, Oktober 2016